"Chile Dehei" - Das Wochenendmagazin #10 (5.Juni 2020)

Hoffnung ist ansteckend

Gedanke zu Ostern von Prof. Ralph Kunz

Coronazeit - Fastenzeit

Die Kunst der Einfachheit (Predigt)

KIRCHE ZUHAUSE

Kirche geht auch ohne Anlässe! Wir sitzen zwar in unseren Stuben fest, aber wir bleiben doch verbunden…im Herzen, im Glauben und im Vertrauen auf Gott, welcher uns durch diese Zeit trägt. Auf unserer Homepage sind wir gerade dabei unser digitales Kirche-Sein auszubauen: 

Aufs Wochenende hin erscheint jeweils eine neue Folge unseres Video-Wochenendmagazins "Chile Dehei":

#10: Ausgabe von Freitag 5.Juni: Einblick Pfingst-Ralley & Deko Kirche / Ausblick Gottesdienste Juni & Expeditions-Gruppen / Best Of & Verabschiedung "Chile Dehei" / Musikalischer Beitrag von Cornelia Biedermann & Carmen Caviezel

#9: Ausgabe von Freitag 29.Mai: Vorstellung Pfingst-Ralley / Einblicke Dekoration Kirche / Gespräch über Gottesdienst & Kirche / Musikalische Leckerbissen von Carmen Caviezel, Cornelia & Yasmina Biedermann 

#8: Ausgabe von Freitag 22.Mai: Aktuelle Infos / Einblicke Gemeinschafsgarten & Deko Kirche / Interview mit Marlene De Giorgi / Stimmen zur Gemeindeexpedition / Musikalische Leckerbissen von Carmen Caviezel, Cornelia & Yasmina Biedermann / Kurzinput von Pfr. Jonas Oesch

#7: Ausgabe von Freitag 15.Mai: Mit aktuellen Infos, Interview mit & Multimediashow von René Wethli und Orgelstücken von Cornelia Biedermann

#6: Ausgabe von Freitag 8.Mai: Mit Einblicken in und umd die Kirche, Infos Muttertag & 40.Tage-Gemeinde-Expedition, Orgelstücke von Cornelia Biedermann und Input von Leandra Zeller.

#5: Ausgabe von Freitag 1.Mai: Mit Infos für den Mai & Juni, Vorstellung 40.Tage-Gemeinde-Expedition, Gespräch mit Familie Cordisco, Orgelstücke von Cornelia Biedermann und Input von Pfr. Jonas Oesch.

#4: Ausgabe von Ostersonntag 12.April: Mit Input zu Ostern von Leandra Zeller, gemeinsamem Abendmahl und verschiedenen Impressionen aus den vergangenen Tagen. 

#3: Ausgabe von Karfreitag 10.April: Mit Impressionen vom Osterfeuer, gemeinsamem "Loblied in Zeiten der Pandemie" und Input von Pfr. Jonas Oesch.

#2: Ausgabe von Freitag 3.April: Schaltungen zum Mahlzeiten- & Nachbarschaftsdienst / Elke berichtet von unseren Senioren / Ruth Burgherr zum Tod von Ursula Stämmer-Horst / WC-Rollen Input Martin Schelker / Infos Osterwoche / Piano-Zwischenspiele von Cornelia Biedermann.

#1: Ausgabe von Freitag 27.März: Mit Infos zur Nachbarschaftshilfe, einem Input von Matthias Kleiböhmer und gemeinsamem Gebet. 

In unserem Blog werden in regelmässigen Abständen ermutigende Impulse veröffentlicht. Sendet uns eure Grussbotschaften, Texte, Bilder und Gebete und wir werden diese auf dem Blog teilen.

Lasst euch überraschen!

Die Pfarrfrau hat das Wort

Mein Mann nervt

Berichten von mehr oder minder dubiosen Quellen zufolge erlebten Scheidungen nach der Lockerung des Lockdowns in China einen regelrechten Hype. Ja, von einem «Ansturm» auf Scheidungsbüros war gar die Rede.

«Bei euch muss man sich diesbezüglich ja wenigstens keine Sorgen machen» sagt eine Kollegin beiläufig, als wir uns darüber unterhalten. Zu perplex war ich im Moment, um ehrlich darauf einzugehen. Also nicke ich nur und überlege gleichzeitig, ob wir gegen aussen so ein Traumpaar abgeben?

Wir haben eine tolle Beziehung. Im normalen Leben. Also in dem ohne Lockdown. Oder Locked-In, wie sich der Zustand für mich anfühlt.

Eine Trennung, das war bei uns noch nie Gesprächsthema. Gott sei Dank. Was aber nicht heisst, dass wir uns nicht manchmal gehörig auf den Sack gehen. Und streiten. Wie die letzten Wochen mehrfach. So richtig.

Mein Mann nervt. Aber halt, das darf man gar nicht öffentlich aussprechen.

Aber ich bin unzufrieden. Unzufrieden mit einer Situation, in der ich festsitze und an der ich nichts ändern kann. Gefangen mit mir, meinen Mini-Mes und dem Mann, der mich so gut kennt. Der weiss, dass nicht nur er Grund meiner schlechten Laune ist, sondern auch ich selbst. Und Umstände, an denen man nun mal nichts ändern kann.

Das nervt mich grad noch extra. Insgeheim wünschte ich mir, er würde sich zu mir in mein Selbstmitleidsbad setzen und mir zugestehen, dass ich die Ärmste bin.

Schliesslich bin ich mit unseren vier Kindern den ganzen Tag alleine daheim. Mein Mann ist bereits ausser Haus, wenn wir aufstehen. Die dreckigen Socken vom Vortag wie immer neben seinem Bett. Schränke im Badezimmer offen und die fertige Abwaschmaschine darf ich auch selber ausräumen. Hab ja nichts anderes zu tun mit Homeschooling und Haushalt.

Am Mittag kommt er zu spät nach Hause und erwartet, dass ich auch noch an seinem Arbeitsalltag Interesse zeige. Erlaubt sich anzumerken, dass ich nörgeln und schlechte Stimmung verbreiten würde. Moll, merci.

Ich wäre auch besser gelaunt, könnte ich den ganzen Tag für mich alleine in einem Büro sitzen und etwas wursteln.

Dass an seinem Arbeitsplatz alles drunter und drüber geht, er dort viel Verantwortung trägt, er spontan mithilft, einen Helferpool für unser ganzes Dorf zu koordinieren und nebenbei noch unseren Lebensunterhalt verdient, das ignoriere ich grosszügig. Es geht hier ja schliesslich um mich.

Es darf auch mal um mich gehen, oder?

Insgeheim bin ich froh, dass er weiterhin im Büro arbeitet. Home-Office würde ich nicht auch noch ertragen.

Es ist eine ausserordentliche Zeit in der wir uns befinden. Wir sind alle etwas dünnhäutiger als üblich.

Bereits zweimal wurde ich in den letzten Wochen beim Einkaufen Zeugin von Situationen, wo sich wildfremde Personen beim Anstehen aus zwei Meter Distanz angeschrien haben. Erwachsene Personen. Wegen Kleinigkeiten.

Ich bin also nicht die einzige, die grad etwas «on the edge» läuft.

Nur lasse ich das nicht an wildfremden Menschen aus, sondern an meinen Liebsten. Dem einzigen, erwachsenen Gegenüber in meinem Haushalt.

Ich glaube, die Corona Zeit macht mehr mit uns, als uns auf den ersten Blick bewusst ist.

Wir sind verunsichert. Wir haben Angst. Vielleicht nicht wegen der Krankheit. Aber vor uns. Unserer Zukunft. Dem Eingesperrtsein. Der Entschleunigung. Unser Alltag wird durcheinander geworfen. Mechanismen funktionieren nicht mehr wie gewohnt. Strukturen geraten ins Wanken.

Wir, die gewohnt sind, dass alles in geordneten Bahnen verläuft. Unser Leben durchgeplant haben. In der Beziehung nicht mal mehr gross miteinander kommunizieren müssen, weil jeder genau weiss, wer welches Kind wann wohin fährt. Eingenistet sind. Risikoversicherungen abschliessen. Wir möchten funktionieren. Wir möchten Kontrolle haben. Und jetzt ist da eine Situation, die uns das alles nimmt.

Wir leben mit der Ungewissheit von morgen.

Mein Mann und ich sind uns gewohnt, dass es in unserem Leben immer wieder intensive Phasen gibt, in denen wir nach dem Motto «Augen zu und durch» leben. Es gibt Zeiten, da arbeitet er 60 Stunden pro Woche. Das weiss ich aber. Stelle mich drauf ein. Es gibt eine Deadline, ein Licht am Horizont. Ich weiss: Danach wird es wieder besser. Manchmal bin ich die, die zu viel in unsere Familien-Agenda packt.

Aber wir gehen zusammen durch. Sind ein Team.

Dieses Licht am Horizont fehlt jetzt. Wir wissen noch nicht, wann es wieder besser kommt. Ob es wieder besser kommt. Wir können uns nicht einstellen. Sondern müssen aushalten. Auf unbestimmt. Wir befinden uns in einer Krise.

Eine Krise bringt vieles verstärkt zum Vorschein. Auch, oder vorallem in der Beziehung.

Wie unterschiedlich man ist. Wie man mit Herausforderungen umgeht. Emotionen liegen blank. Man steht wortwörtlich ungeschminkt voreinander da und kann sich nicht entfliehen.

Es ist wie bei einem Dampfkochtopf: Alles muss auf engstem Raum und unter viel Druck funktionieren. Nur fehlen aktuell die Ventile für unsere Gefühle. Ich kann nicht mehr mit einer Freundin am Abend in die Stadt was trinken gehen. Mich mit Frauen zum Austausch treffen. Dampf ablassen.

Viele Emotionen kochen in einem Topf durcheinander. Wir nehmen uns zwar alle zusammen und versuchen, das Beste zu geben. Aber irgendwann kommt es dennoch zur Explosion.

Bei und so geschehen an einem sonnigen Sonntag. Ich war mit den Nerven am Ende. Die Kids laut und streitig. Und mein Mann musste «noch schnell» ins Büro, wie er sagte. Ich konnte es nicht mehr hören.

Über Tage schon war ich nun die Starke. Habe erduldet. Vor allem den Kindern zuliebe. Wollte ihnen so viel Normalität wie möglich bieten. Nichts an ihnen auslassen. Aber jetzt konnte ich mich nicht mehr zusammennehmen. Ich explodierte.

Meinem Mann attestiere ich ein Harmoniebedürfnis, das Ying und Yang erblassen lässt vor Neid. Diesmal wurde selbst er laut. Gab zurück. Was ansonsten nie vorkommt.

Bei allem Unschönen: Es tat gut, mal alles loszuwerden. Auszusprechen. Dampf abzulassen. Ok, die Form war nicht grad Vorzeige-Ehepaar-Like. Wie uns unsere Kids rückmeldeten. Aber das gehört manchmal dazu.

Der Streit führte zu einem guten Gespräch. Darüber, wie es ist, sich so ausgeliefert zu sein.

Uns hat geholfen, anzuerkennen, dass wir alle wohl grad mit einem Extrem-Gegenüber leben, von dem wir annehmen dürfen, dass es ähnliche Kämpfe in sich austrägt wie wir selber auch.

Es gehört dazu, dass es jetzt pufft. Punkt.

Wir sprachen darüber, was wir wohl als Paar mitnehmen werden aus dieser Corona-Zeit. Was von dem, was wir jetzt erleben, wird uns noch länger begleiten? Denn es kann ja auch eine Chance sein. Und diese möchten wir im Blick haben.

Wenn wir da heil rauskommen, kann uns das stärken. So ungeschminkt mit unseren Grenzen konfrontiert zu sein – da kann in Zukunft sehr viel passieren und wir sind gewappnet. So schnell haut uns nichts mehr um. Da schwingt Hoffnung mit. Zuversicht. Stolz. Aber es bedeutet auch Arbeit. In Form von Selbstreflexion und Vergebung. Immer wieder.

Wir werden die wunden Punkte von uns, vom Partner und der Beziehung noch besser benennen können. Hoffentlich aber auch neu Respekt gewinnen füreinander. Wir werden erlebt haben, was Versöhnung ist und uns gegenseitig wertschätzen für das was wir tagtäglich leisten.

Wir werden erfahren haben, was es bedeutet einen Menschen im Leben zu haben, auf den man sich verlassen kann.

Wir werden gelernt haben, dann zu geniessen, wenn man geniessen kann und dann alles zu geben, wenn man alles geben muss.

Ich glaube, wir werden uns zwangsläufig noch besser kennen lernen. Vielleicht wird dadurch ja aber auch die Liebe echter und tiefer, wenn wir nichts mehr verstecken müssen, bzw. können.

Wir stecken in einem Sturm, in dem wir entscheiden müssen, ob wir unsere Energie dazu einsetzen wollen, gegen die hohen Wellen zu kämpfen oder auf ihnen zu reiten. Wenn man an Land kommen möchte, dann empfiehlt sich das zweite. Das bedeutet aber, wir müssen unseren Lebensstil jetzt anpassen, flexibel sein, Tag für Tag nehmen und uns von dieser Welle treiben lassen. Wohin wissen wir nicht. Aber wer mit im Boot sitzt, das können wir entscheiden.

PS: Dieser Text entstand in enger Zusammenarbeit mit dem nervenden Mann. Er muss euch nicht leid tun. Er weiss, dass er hier gebasht wird und kann damit umgehen. Trotzdem möchte ich ihm hier nochmals sagen: Die dreckige Wäsche neben deinem Bett nervt im Fall wirklich!

(Quelle: mammas unplugged)

Autor: Janine Oesch | Datum: 20.04.2020

Gedanke von Anselm Grün

"Weiter wie bisher" ist keine Option

Nach den ersten Lockerungen der Ausgangssperre steigt die Hoffnung, dass die Ausnahmesituation, die durch Corona entstanden ist, langsam abgebaut wird. Die Frage aber ist, wie es weiter gehen soll. Es wäre schade, wenn man einfach „Weiter so wie bisher“ leben würde. Meine Hoffnung ist, dass wir wichtige Erfahrungen aus der Krise auch in die Zukunft hinein retten. Es sind drei Haltungen, auf die ich nach der Krise hoffe.

Das erste ist eine größere Solidarität. An vielen Orten sind Initiativen der Solidarität entstanden. Wir spüren, dass wir zusammen gehören. Wir können uns gegenseitig mit dem Virus anstecken. Wir können uns aber auch mit unserer Freundlichkeit und Liebe anstecken.

Das Zweite: eine neue Nachdenklichkeit. Viele sind nachdenklich geworden über unseren Lebensstil. Trägt dieser Stil weiter? Genügt es, alles, was wir können, auch zu wollen? Oder braucht es nicht ein Nachdenken über das, was wesentlich ist für unser Leben? Muss alles so schnell gehen, wie wir es gewohnt waren? Täte uns nicht Entschleunigung gut? Welche Spur möchten wir eingraben in diese Welt?

Die dritte Haltung, die ich mir nach der Krise erhoffe, ist eine neue Offenheit für Gott. Viele Menschen haben gespürt, dass es in der Krise ein Vertrauen braucht auf etwas, was größer ist als wir selbst. Es tut gut, sich von Gott getragen zu wissen, sich von Gottes Segen begleitet zu fühlen. Dann sind wir nicht allein mit unseren Ängste, mit unseren Sorgen und Nöten. Gerade die Konfrontation mit dem Tod stellt uns vor die Frage: Worauf hoffen wir? Gerade die Osterbotschaft zeigt uns, dass wir eben nicht nur auf die Erfüllung unserer Sehnsüchte hier und jetzt hoffen, sondern dass der Tod unsere Hoffnung nicht zerstört, sondern in einer unüberbietbaren Weise erfüllt.

So wünsche ich Euch, dass Ihr Euch selbst Gedanken macht: Was will ich mitnehmen aus der Krise? Welche Erfahrungen haben mir gut getan? Und was möchte ich gerne hinter mir lassen? Worauf freue ich mich nach der Krise wieder? In diesem Sinn wünsche ich Euch eine gesegnete und nachdenkliche Woche und eine Woche, in der die Offenheit für Gott Euch Gelassenheit und Zuversicht schenkt.

(Quelle: Veröffentlicht auf Anselm Grüns Facebook-Profil am 18.April)

Autor: Jonas Oesch | Datum: 18.04.2020

Von Christine Valters Paintner

Loblied in Zeiten der Pandemie

Christine Valters Painter ("Abbey of the Arts") hat ein wunderschönes Loblied in Zeiten der Corona-Pandemie geschrieben, welches von Travis Reed ("The work of people") filmisch wunderschön umgesetzt wurde: "Praise Song for the Pandemic".

Wir haben versucht den Text auf Deutsch zu übersetzen. Zahlreiche Mitglieder unserer Kirchgemeinde haben jeweils eine Zeile zum Gesamtkunstwerk beigesteuert. Aber seht selbst: "Loblied in Zeiten der Pandemie".

Hier der Text zum Nachlesen:

Gelobet sind die Krankenschwestern und Ärzte, das gesamte medizinische Personal, welches sich über die Menschen beugt, um sie zu umsorgen. Sie bemühen sich, sind da, egal ob Leben gerettet werden oder verloren gehen.

Lob für die Bauern, welche den Boden pflügen und Samen pflanzen, damit Nahrung wachsen kann… Ein Akt der Hoffnung wie kein anderer.

Gelobt seien die Hausmeister und die Müllabfuhr, die Angestellten der Lebensmittelgeschäfte und die Lkw-Fahrer, welche durch lange Nächte rollen.

Lasst uns danken für Busfahrer, Paketboten, Postangestellte und alle, die Wasser, Gas und Strom im Auge behalten.

Gesegnet seien unsere Verantwortungsträger, welche harte Entscheidungen für unser aller Wohl treffen und uns mit ihren Worten Sicherheit geben.

Gefeiert seien die Wissenschaftler, die in die Nacht hineinarbeiten, um das zu verstehen, was uns plagt, um ein Gegenmittel zu finden, um all die Heilmittel herzustellen.

Gelobt seien die Journalisten, die uns auf dem Laufenden halten.

Gelobt seien die Lehrer, die neue Wege finden, um Kinder aus der Ferne zu unterrichten, und gesegnet seien die Eltern, welche alles zusammenhalten.

Gesegnet sind ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, alle, die sich um ihre Gesundheit sorgen. Lob für diejenigen, die zu Hause bleiben, um sie zu schützen.

Gesegnet seien die Opfer häuslicher Gewalt, die mit ihren Missbrauchern eingesperrt sind.

Gesegnet seien die Obdachlosen und Flüchtlinge.Gelobt seien die Dichter und Künstler, die Sänger und Geschichtenerzähler, all diejenigen, die uns nähren mit Worten, Klängen und Farben.

Gesegnet sind die Seelsorger und Therapeuten aller Art, welche mit ihren Worten Trost spenden.

Gesegnet seien diejenigen, deren Arbeitsplätze verloren gehen, die keine Ersparnisse haben und Angst haben vor der Ungewissheit, welche an ihnen nagt.

Gesegnet sind diejenigen in Trauer, besonders diejenigen, welche allein trauern. Gesegnet seien diejenigen, die in die ewige Nacht eingetreten sind.

Lob für Polizei und Feuerwehr, Sanitäter und alle, die sich für unsere Sicherheit einsetzen. Lob für alle Arbeitskräfte und Betreuer aller Art.

Lob und Dank für das Vibrieren des Mobiltelefons, für Nachrichten von Freunden, die uns aus der Ferne erreichen. Lasst uns danken für Lachen und Freundlichkeit.

Gelobt seien unsere vierfüßigen Gefährten, die ohne Zurückhaltung oder Angst mit Liebe reagieren.

Danke für die Meere und Flüsse, Wälder und Steine, die uns lehren zu ertragen.

Ein Dank an unsere Vorfahren, die Kriege und Plagen durchstanden und überlebt haben. Ihre Widerstandsfähigkeit liegt in unseren Knochen, in unserem Blut.

Gesegnet sei das Wasser, das durch unsere Hände fließt, und die Seife, welche hilft, sie sauber zu halten…jedes Mal eine Erinnerung an die Taufe.

Gelobt sei jeder Moment der Stille und Ruhe, in welchem wir neue Stimmen hören. Wir danken für diese Chance, wieder Geruhsamkeit zu finden.

Gelobt seien die Vögel, die uns mit ihrem Gesang am Himmel jeden Tag neu wecken. Dank für die Primeln, die ihre gelben Blüten aus der dunklen Erde strecken. Gesegnet sei die Luft, die sich über uns klärt, damit wir eines Tages wieder tief durchatmen können.

Und wenn dies alles vorbei ist, mögen wir sagen können, dass sich die Liebe schneller verbreitet als jedes Virus es jemals kann…vielleicht sagen wir dann auch, dass dies nicht nur ein Ende, sondern auch ein Anfang war.

Autor: Jonas Oesch | Datum: 07.04.2020

Lied von Gerhard Tersteegen (1697 - 1769)

Nun schläfet man

Nun schläfet man,
und wer nicht schlafen kann,
der bete mit mir an den großen Namen,
dem Tag und Nacht
wird von der Himmelswacht
Preis, Lob und Ehr gebracht!
O Jesu, Amen.

Es leuchte dir
der Himmelslichter Zier;
ich sei dein Sternlein, hier und dort zu funkeln!
Nun kehr' ich ein;
Herr rede du allein
beim tiefsten Stillesein zu mir im Dunkeln.

Autor: Jonas Oesch | Datum: 04.04.2020

Die Pfarrfrau hat das Wort

Plötzlich Lehrerin

Wenn man die Anti-Homeschooling-Mum beschreiben müsste, dann könnte man wohl einfach ein Bild von mir platzieren.

Ich liebe meine Kinder von Herzen, das tue ich wirklich. Aber ich liebe auch die Tatsache, dass sie für einige Stunden am Tag dahin dürfen, wo der Schulstoff von einer Fachperson ohne tiefe emotionale Bindung zu ihnen vermittelt wird. Wo sie Dinge annehmen, ohne die Augen zu verdrehen. Wo nicht jede Aufgabe ein Kampf ist. Wo die Klingel die Pause einläutet und die Gspändli nicht gleichzeitig noch die Geschwister sind.

Da bin ich nun. In einem Klassenzimmer, das sehr unserer Stube ähnelt.

Zusammen mit einer Viertklässlerin, einer Zweitklässlerin, einem Erstklässler und einem Wirbelwind, der im normalen Leben den freiwilligen Kindergarten besucht. Und ich. Plötzlich nicht nur in der Rolle der Mama, sondern auch in der der Lehrerin. Der einzigen Lehrerin. Im 100% Pensum. Nebenberuflich.

Als bekannt wurde, dass die Schulen bis nach mindestens den Frühlingsferien geschlossen bleiben, hatte ich einen innerlichen Mini-Zusammenbruch und musste mehr als einmal leer schlucken.

Schon nur der Gedanke an mich und vier Kinder zu Hause machte mir Bibbeli am ganzen Körper.

Zeitgleich wurde mir aber auch bewusst: Die Atmosphäre, die wir zuhause in den nächsten Wochen haben werde, die präge hauptsächlich ich. Denn ich bin jetzt nicht nur Mami und Lehrperson, sondern auch Party-Animator für aussergewöhnliche Situationen.

Ich wusste, ich muss so schnell wie möglich emotional und mental ready werden für das, was kommen wird. Mir das richtige Mindset zulegen. Fokussieren.

Meine eigenen Bedürfnisse darin einerseits zurückstecken, andererseits aber auch kommunizieren. Und mit all dem einen Game-Plan schmieden.

So habe ich entschieden, dass wir diese Zeit als geschenkte Zeit annehmen. Für uns als Familie. Für die Kinder als Geschwister. Denn: diese Zeit wird prägend werden. So oder so. Sie ist etwas Spezielles und wird in die Geschichte eingehen.

Im Bewusstsein, dass es hart wird. Dass es Tage gibt, an denen wir genug haben voneinander. Eine Auszeit und Abstand bräuchten, was wir uns jedoch nicht wirklich nehmen können. Durchbeissen müssen. Aber doch möchte ich, dass wir immer wieder zurück kommen zu dem, was wir uns vorgenommen haben. Gute Momente schaffen.

Zu meinem Game-Plan gehört zum Beispiel, dass wir am Morgen ausschlafen dürfen. Denn hey, wann kann man das sonst? Der Game-Plan beinhaltet auch Kuchen backen, Rezepte raussuchen, Ämtlis erledigen, ausmisten, Briefe schreiben, Filme schauen, Spaziergänge machen, Gespräche führen, dazwischen immer wiedermal etwas Schulisches. Vor allem aber: Gemeinschaft geniessen und leben.

Ich finde, wir dürfen es etwas easy nehmen. Entschleunigen. Schulstart ist deshalb erst um zehn Uhr. Dann müssen aber alle angezogen sein, das Bett gemacht und die Zähne geputzt haben. Das klappt wunderbar. Alle geben sich Mühe, alle wissen: Es braucht jeden einzelnen, damit es funktioniert. Sie helfen einander, nehmen Rücksicht. Mein Sohn, der herzensgute Mensch, saugt sogar das ganze Haus, während ich den Wocheneinkauf erledige, weil er dies als offene Aufgabe auf dem Tagesplan gelesen hat (Heiratsangebote bitte direkt an mich). Und ich platze fast vor Stolz!!!

Dann kam die zweite Woche.

Mit deutlich mehr Aufgaben von der Schule. Die Kinder vermissen ihre Freunde. Haben es satt, nur zu skypen. Möchten wieder in die Schule. Bangen um unsere Sommerferien. Haben zu wenig Bewegung. Möchten ihren Alltag zurück.

Ein Kind meinte, es wolle nicht arbeiten um 10.00 Uhr, denn jetzt sei schliesslich die grosse Pause. Das andere Kind hat sein Wochenziel bereits am zweiten Tag inklusive Extra-Aufgaben fertig gelöst und stirbt jetzt nach eigenen Angaben vor Langeweile. Ein weiteres Kind sitzt seit dreissig Minuten wimmernd vor der Mathe Aufgabe, die ich schon dreimal erklärt habe. Ich WEISS, dass es die Materie checken würde, aber irgendwie nicht will. Oder kann. Weil da andere Dinge sind, die beschäftigen.

Ich müsste jetzt Mami sein und trösten und ermutigen, habe aber nebenan noch ein Kindergartenkind, das alle mit Faxen und Gejammer ablenkt und Puzzleteile im ganzen Haus verteilt. Nach Aufmerksamkeit heischt und mich damit an den Rand der Verzweiflung bringt. Es möchte auch Aufgaben. Ich sollte helfen. Überall. Gleichzeitig. Das Gejammer wird lauter. Meine Nerven liegen blank.

In all dem Chaos schaffe ich es nicht einmal rechtzeitig den Müll für die Müllabfuhr rauszubringen.

Das Mittagessen verschiebt sich eine Stunde nach hinten, weil ich einfach nicht dazu komme, zu kochen. Ich schicke die Kids in eine Spielpause. Obwohl zwei von ihnen sicher noch eine Stunde Arbeit vor sich hätten. Schnalle dabei, dass die grosse Zehn-Uhr-Pause in der Schule wohl eher für die Erholung der Lehrer gedacht ist. Allgemein haben Lehrer bei mir grad Heldenstatus erreicht.

Ich fühle mich als Versager. Als Lehrerin und als Mami. Obwohl wir Zeit haben, uns alle Aktivitäten genommen wurden, kriege ich irgendwie nicht alles unter einen Hut. Merke, dass alle irgendwie zu kurz kommen, obwohl wir miteinander da sind.

Ich muss mich einen Moment zurückziehen und durchschnaufen. Mir sagen, dass es ok ist, wenn Dinge liegen bleiben. Es ok ist, wenn ich nicht allen gerecht werde.

Meine Kinder sehen dürfen, wenn ich an meine Grenzen stosse. Ich ihnen ehrlich sagen darf, dass es auch für mich eine ungewollte und neue Situation ist und ich damit hadere.

Nach einer halben Stunde klopft es an meiner Türe. Die Kids haben sich alle zusammen verkleidet und wollen mir das Resultat zeigen. Die Stimmung ist ausgelassen. Fröhlich. Sie haben es so richtig gut zusammen. Jeder gehört dazu. Der schwierige Vormittag scheint in weiter Ferne.

Der Tag geht weiter. Mit allen Emotionen. Mit Hochs und Tiefs, Freude und Trauer.

«Wenn man zurück schaut erinnert man sich nicht an Tage, sondern an Momente» hat Cesare Pavese mal gesagt.

Ich wünsche mir, dass sich meine Familie dann mal zurück erinnert an schöne und ausgelassene Momente in dieser herausfordernden Zeit. Dass all das Gute überwiegen wird in ihren Herzen. Aber jetzt muss ich zuerst zum 124x heute Memory spielen.

(Quelle: Mammas unplugged)

Autor: Janine Oesch | Datum: 28.03.2020

Bild & Gedanke

Horw im Licht

Am 9.März gab es nach dem heftigen Gewitter einen so genialen Regenbogen über Horw. Und Horw selbst war im Licht. Gott hält seine wunderbare Hand über uns… auch wenn wir es nicht sehen oder spüren.

Autor: Elke Damm | Datum: 27.03.2020

Gebet von Dietrich Bonhoeffer

Gott zu dir rufe ich

Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen
hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;
ich kann es nicht allein
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld
ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den rechten Weg für mich.
Vater im Himmel,
Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht
Lob und Dank sei dir für den neuen Tag
Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue
in meinem vergangenen Leben.
Du hast mir viel Gutes erwiesen,
laß mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.
Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann.
Du läßt deinen Kindern alle Dinge zum besten dienen.

Autor: Jonas Oesch | Datum: 27.03.2020

«Du bist nicht allein! Die momentane Situation zwingt uns, sich von anderen abzugrenzen, was nicht unserem Wesen entspricht. Statt den sozialen Austausch zu pflegen, musst du dich mit dir selbst beschäftigten, was auch eine Chance sein kann. Wenn du die gewonnenen Erkenntnisse oder die spontanen Gedanken teilen möchtest, kannst du dies in unserem Blog!»

Isabel Béboux