KIRCHENSPLITTER
Ermutigung
Ende März durfte ich einen Kurs besuchen. Zur Einführung des Themas spielten wir ein Spiel: Zwei Personen verliessen den Raum. Währenddessen versteckten wir einen beachtlichen Wecker – eigentlich kaum zu übersehen. Die erste Person wurde hereingeholt und sollte den Wecker suchen. Wir übrigen Teilnehmenden feuerten sie an: „Los!“ „Du schaffst das!“ „Genial!“ „Yeeees!“ Und siehe da, innert Minuten fand die Person den Wecker. Während sie sich setzte, versteckten wir den Wecker an demselben Ort und holten die zweite Person herein. „Boah, gib doch auf!“, riefen wir. „Du schaffst das eh nicht!“ „Hast du Tomaten auf den Augen?!“
Und wisst ihr, was das Schockierende war: Die zweite Person fand den Wecker nicht. Obwohl sie praktisch davorstand. Sie war quasi „blind vor Entmutigung“.
Uns allen brannte sich dieses Erlebnis tief in unser Herz ein. Es waren „nur Worte“. Leicht dahingesagt. Und doch konnten wir zusehen, wie die eine Person wuchs und wuchs und innert Minuten die Aufgabe mit Erfolg bewältigte, während die andere Person schrumpfte und schrumpfte und schier kapitulierte.
Dass unsere Worte Macht haben, das wissen wir. Aber sind wir uns bewusst, wie viel Macht?
Lasst uns dies einmal mehr in Erinnerung rufen. Lasst uns Erbauer und Erbauerinnen sein. Chearleader und Chearleaderinnen. Ermutiger und Ermutigerinnen.
Wir können Menschen wachsen lassen. Wir können Menschen „den Wecker finden“ lassen. Wir können Menschen Erfolgserlebnisse schenken. Und es kostet uns so wenig. Ein paar Worte. Ein Kompliment. Manchmal reicht sogar ein Lächeln.
Um es mit den Worten Paulus‘ auszudrücken: „Macht also einander Mut und helft euch gegenseitig weiter, wie ihr es ja schon tut.“ Das ist mein Wunsch für uns als Christen und Christinnen. Gerade jetzt.
Autor: Leandra Christen, Pfarrerin | Datum: 24.04.2025